Anderer Zustand

 

 

 

(Spoken Word  „Altered State – Anderer Zustand“, Corner College)

 

Altered State – Anderer Zustand

Ich weiss nicht wo beginnen,
weiss nicht, wo etwas endet.
Zeichen, Fragmente.

Chaos.

Ich have had enough. Ich hatte genug.
Ich ringe nach Atem.
Jeder Weg endet, jede Strasse,
jeder Fusspfad führt schliesslich
auf den Hügelkamm –
Dann spurst du Schritt um Schritt zurück
oder findest denselben Hang auf der andern Seite,
steil.

Ich kenne diese Wege, diese Strassen nicht,
von denen du sprichst:
Während es eindunkelt gehe ich und weiss nicht
woran eine Spur zu erkennen ist.
A reflection on the surface of nature.
Du glühst wie der letzte Rest ungeschmolzenen Schnees.
Bullshit, sagst du.

Lass dir nicht träumen, ich spräche
wie eine um Freude Betrogene,
enttäuscht, geschüttelt von jedem Herzschlag
oder paralysiert, überfordert letztlich,
die keuchte:
diese reifen Birnen
sind bitter dem Gaumen,
dieser gewürzte Wein giftig, verdorben.

Dein Garten fällt ab zum Strand.

Du hast mich eingeladen in deinen Garten.
Steil lag er da, Terrasse um Terrasse.
Ich fällte die Mimosen, füllte die Schatten,
ich fühlte die Präsenz der Leere jener Frucht,
jenes Blattes, gab ihnen neue Namen:

Diese Frucht schmeckt wie der Nebel.
Jene ist von der Form einer klaren Schulter
frühmorgens. Die dort: trocken, dumpf.
Sie ist Staub im Mund.
Das hier ist Vakuum, Äther, Betäubung.

Ein anderer Zustand.

Eine Strasse. Ein Morgen, zart. Streifen am Horizont. Schwalben.
Licht in zögerlichen Flecken auf der Strasse, auf dem Mauerwerk der Häuser.
Ihr Aufglühen, wenn die Sonne höher steht. Immer wieder der Geruch von
weichgetretenen Piniennadeln. Gelber Ginster, Rhododendron und der Eukalyptusbaum am Strassensaum.
Und die Zikaden, noch verhalten, gegen Mittag werden sie lärmen.

Ein anderer Zustand beim Erwachen, es war Mittag.
Beim Erwachen war es Mittag und beim Erwachen entstand er.
Ich erinnere mich an die Bewegung des Mittags,
an das Erwachen als eine Fahrt hin zu ihm.

Als stünde man plötzlich inmitten eines sehr weiten Feldes,
unberührter Schnee vielleicht – oder Salz.
Keine Spuren, die auf ein Herkommen oder Verlassen hinweisen.
(Als wäre man immer schon da gewesen und hätte es eben erst bemerkt.)
Keine Landschaft.
Nur der sich endlos verzögernde Raum.
Man wird Teil dieser Verzögerung, man beginnt zu gehen.
Dann: Worte wie Marksteine, Oasen. Wie Tümpel, Gestrüpp.
Ausformungen der Vegetation, der Haufen und Ansammlungen:
Es sind die Körper, die sich kontaktieren.

Ein anderer Zustand.

Eine Fahrt durch den Tunnel.
Höre den Ozean, sein Atmen,
seine Schläge im Rausch.
Höre seines Schaumes grosse Walzen.
„Das Meer stirbt nicht mit einer Woge,
irr ist daher das Meer.“
Transformatoren und Elektrisches
im Nebel hängend. Transparente Kuben, vielleicht.
Du drehst lauter diesen Rausch und diese Schläge.
Ich sage: Weiter.

 

 

 

 

One thought on “Anderer Zustand

  1. Liebe Nora
    Du willst etwas erzählen und weisst nicht, wo es anfämgt und wo es endet, du kennst Dich nicht aus.- Dieser Anfang entspricht der Situation, in der man etwa steht, Das gefällt mir sehr gut.
    Weiter bin ich noch nicht gekommen. Aber mich interessiert, wie Du in die Geschichte hineingerätst.
    Haro

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